Namiki
Die Verbindung mit NAMIKI TOSHIAKI Sensei war schon eine sehr intensive. Trotz seines Wohnortes in Seattle (USA) sahen wir uns jährlich. Dabei wandelte sich seine Methodik in den Jahren gewaltig. In den letzten Jahren seines Wirkens waren es wirkliche LEHRgänge. Er wollte uns etwas MITGEBEN und nicht nur körperlich an die Leistungsgrenze bringen. Auch menschlich hatten wir eine sehr innige Beziehung – wir waren wie eine Familie.
Das fing alles aber mal ganz anders an. Als Namiki Sensei auf Drängen seines Sempais – TANANKA MASAHIKO Sensei – das JKA-Dojo in Wien übernahm, waren wir Deutsche, also die Gruppe um BÜKI GYULA Sensei, auch präsent. Ich war erst in der zweiten Staffel im Dezember 1995 in Wien und hörte schon diverse Horrorgeschichten von Fünf-Stunden-Trainingseinheiten.
Sollte dies wahr sein? Ja, es war so und noch viel schlimmer. „No Kime, no power – push up“, das war so der Grundtenor seines Trainings, also haben wir unermessliche Folgen von Liegestützen absolviert. Blaue Unterarme von diversen Blocktechniken, einen blauen Striemen am Hintern, von einem Schlag mit dem Bambusstab, das waren meine Mitbringsel vom ersten Treffen mit Namiki Sensei. Aber trotzdem war ich sehr beeindruckt von ihm. Er hatte so eine Aura eines wahren Kämpfers. So fuhr ich Mal um Mal – auch wenn andere aus der früheren „Wiener“-Gruppe es jetzt sein ließen – und die Verbindung zu ihm blieb, auch als die JKA in Tokyo ihn schasste und auch die SKIF ihn zur „Persona non grata“ erklärte. Jährlich ein oder sogar zweimal luden wir ihn zu uns ein und lernten von seinem „Japan-Spirit“.
Alles lief in geordneten Bahnen. Aber es kam dann für uns 2014 etwas völlig Unerwartetes! Zu meinem fünfzigsten Geburtstag im Mai überraschte er mich noch mit einer Video-Grußbotschaft
und im Oktober mussten wir erfahren, dass unser Meister mit der Diagnose eines unheilbaren Leberkarzinoms im Krankenhaus lag. Es brach für uns eine Welt zusammen. Er war doch so stark, so lebendig – lebte gesund, trank kaum Alkohol, rauchte nicht – WARUM? Aber auch diesen Kampf nahm er auf. Seine Ärzte gaben ihm noch ein halbes Jahr. Daraus wurden fast DREI, in denen er intensiv lebte. Trotz seiner Erkrankung, allen Nebenerscheinungen, kam er zu uns. Denn wir waren für ihn zur Familie geworden. Im Sommer 2016 besuchten meine Frau und ich unseren Meister in Seattle. Das war immer sein Wunsch gewesen und dieses wollte ich ihm auch erfüllen
Als uns dann im September 2017 die Nachricht von seinem Ableben erreichte, war das nicht unerwartet, aber doch unsagbar traurig. Über zwanzig Jahre lang war er unser Meister, unser Mentor und auch Freund und Familienmitglied. Natürlich war es ein MUSS für mich, bei seiner Gedenkfeier dabei zusein. Zusammen mit meinem Freund JAN JANIK Sensei flog ich für ein verlängertes Wochenende über den großen Teich, um gemeinsam mit seiner Familie diesem großen Menschen die letzte Ehre zu erweisen – RIP NAMIKI TOSHIAKI Sensei.